Warum wir die alte Telefonzelle in Wülfel erhalten sollten

  • Veröffentlicht am: 29. Januar 2015 - 15:13

Ein persönlicher Blick auf die Abschaffungspläne der Telekom/Von Hans Linde

Es gab Zeiten, in denen Telefone nicht nur am Festnetz hingen, sondern darüber hinaus auch noch an einer Strippe. Die ersten, klobigen Schnurlostelefone der Deutschen Post zu einem Wahnsinnsmietpreis von damals 29,95 DM pro Monat kamen erst Anfang der Achtziger auf.

Man konnte in der Wohnung nicht unbeobachtet und vor allem unbelauscht telefonieren. Das Telefon stand im Flur. Was also tun, wenn man einmal das kühne Unterfangen wagen wollte, eine heimlich Angebetete zu einem Date zu überreden?

"Ich muss noch mal kurz runter, was erledigen" - "Was denn?" - "Och, äh, das neue Micky-Maus-Heft holen" (oder sowas). Also runter in die nächste Telefonzelle (die mit dem leicht muffigen Eigengeruch), hoffen, dass, wenn man drin war, nicht gleich ein eiliger Passant sich gleich hinter einem aufstellte, ungeduldig wartend. Denn man brauchte in der Zelle ja mindestens fünf Minuten, um seine Aufregung in den Griff zu kriegen und nicht wie ein Vollidiot stammelnd rüberzukommen, das würde bestimmt alles verderben. Dann irgendwann, fast zitternd, die zwei Groschen eingeworfen und die Nummer an der Wahlscheibe (die mit dem unverwechselbaren Klickern, wenn sie zurücklief) gewählt und die Klingelzeichen gezählt, während das ins Blut gepumpte Adrenalin einem das Herz bis zum Hals schlagen ließ. . .

Ach, die guten, alten Zeiten… JA, die sollen die Telefonzelle in der Hildesheimer Straße erhalten! Falls jemand mal sein Handy verliert, ist sie als Notlösung doch immer noch wichtig. Immer einen Plan B haben!

Dr. Hans Linde,

Stellv. Fraktionsvorsitzender, Bündnis 90/Die Grünen im Bezirksrat Döhren-Wülfel